Der Hirschkäfer Lucanus cervus (LINNAEUS, 1758) |
Text © Klaas Reißmann, 2007
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1. Allgemeines |
Dieser unverwechselbare Käfer ist mit 30 bis 80 mm die größte heimische Käferart in Deutschland.
Fast jeder kennt und erkennt die Art, die wegen der auffällig vergrößerten Oberkiefer (Mandibeln) der Männchen
im Volksmund als "Hirschkäfer" bezeichnet wird. Aber kaum einer hat ihn je gesehen. In der Roten Liste der
Bundesrepublik Deutschland von 1998 wird er, weil er meist selten ist und nur noch regional häufiger auftritt, auf "2" (stark gefährdet) geführt.
Positive Veränderungen der Bestände sind nicht zu erkennen.
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Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts war der Hirschkäfer wenigstens noch eine lokal häufige Art.
Zwar hatte er in vielen Bereichen schon deutliche Verluste zu verzeichnen, aber unsere Großeltern kannten
ihn meist noch, nicht nur aus Geschichten. Wie konnte es aber dazu kommen, dass eine Art, die früher
einmal zu den häufigsten in unseren Wäldern zählte, heute mehr oder weniger am Rande der Ausrottung steht?
Um diese Frage beantworten zu können, ist es nötig die Lebensumstände des Hirschkäfers eingehender zu studieren,
verstehen zu lernen, was der Hirschkäfer zum Leben und für die Entwicklung seiner Larven benötigt.
Genau hier lag aber in der Vergangenheit das größte Problem, denn die Bestandsrückgänge waren lange
Zeit nicht erklärbar. Bekannt war, dass die Larven für ihre Entwicklung Totholz benötigen.
Meist handelt es sich dabei um das Holz abgestorbener Eichen (Quercus), zuweilen werden aber auch
andere Hölzer angenommen. So wurden Larven außer in Eiche (Quercus) auch in Buche (Fagus), Apfel (Malus),
Weide (Salix), Pappel (Populus), Kastanie (Aesculus), Weißdorn (Crataegus) und in vielen weiteren
Baumarten gefunden. In einem funktionierenden Wirtschaftswald werden große Bäume gefällt, um das Holz zu verkaufen.
Forstämter tun ihr übriges, indem tote Bäume z. B. aus Gründen der Verkehrswegesicherung entfernt werden.
Wälder in Deutschland müssen "aufgeräumt" sein, so dass lange Jahre tote Bäume auch aus diesem Gesichtspunkt entfernt wurden.
Der Schuldige scheint gefunden: die Forstwirtschaft und die Forstämter.
So einfach ist das aber nicht. Die Larve des Hirschkäfers entwickelt sich hauptsächlich im toten Holz der Wurzelstöcke und dringt
dabei nur selten und dann unwesentlich in die oberirdisch gelegenen Teile des Stumpfes vor. Und hier lag lange Zeit das größte
Erklärungsproblem, denn Wurzelstöcke waren in der Regel das einzige, was nach dem Fällen des Baumes im Wald verblieb.
Wurzelstöcke waren und sind in einem deutschen Wald immer in großer Anzahl vorhanden. Der Wald scheint also ein gedeckter Tisch zu sein.
Aufgrund dieser Problematik hat E. TOCHTERMANN Lebenszyklus und -Bedingungen eingehender studiert, mit erstaunlichen Ergebnissen.
Das bis dahin Bekannte und die Ergebnisse von TOCHTERMANN sollen hier einmal zusammengefasst werden.
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2. Lebenszyklus |
Die Aktivität der Imagines, also der erwachsenen Käfer, fällt in Deutschland in den Sommer, in die Monate Juni und Juli (Kernzeit).
Je nach Witterung kann man, vor allem in Süddeutschland, aber auch schon Anfang Mai die ersten Käfer finden, Nachzügler und die etwas
langlebigeren Weibchen sogar noch im August. In den Höhenlagen verzögert sich die Aktivitätszeit witterungsbedingt meist ein wenig,
so dass man die Imagines erst ab Juli bis August, teilweise sogar noch im September finden kann. Die Männchen schlüpfen, da ihre
Puppenwiege nicht ganz so tief liegt und schneller erwärmt wird als die der Weibchen, etwa eine Woche früher.
Diese Tatsache ist nicht unwichtig für den Arterhalt, denn die Männchen begeben sich sofort an die Saftmale und versuchen dort, Spechte
und andere Räuber mit ihren mächtigen Geweihzangen zu vertreiben. Etwa eine Woche später kommen die Weibchen hervor und
begeben sich ebenfalls umgehend an die Saftmale.
TOCHTERMANN stellte fest, dass Pheromone bei der Geschlechterfindung der Hirschkäfer nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Sie wirken nur auf eine Entfernung von bis zu 2 m. Hirschkäfermännchen werden demnach vor allem durch den Geruch der Saftmale angelockt.
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An den Saftmalen findet die Werbung und, treffen zwei oder mehrere Männchen aufeinander, der Kampf um die Weibchen statt,
bei dem die Männchen versuchen, sich gegenseitig mit ihren Geweihzangen auszuhebeln und vom Baum zu werfen. Das Knacken der Flügeldecken ist
in solchen Fällen auch in einigen Metern Entfernung noch zu hören.
Nicht selten werden dem Gegner durch die mächtigen Zangen tödliche Verletzungen im Abdomen zugefügt.
Die Paarung erfolgt auch am Saftmal. Dabei sitzen Weibchen und Männchen am Saftmal, das Männchen
in typischer Weise über dem Weibchen.
Hier kommen auch wieder die mächtigen Kiefer der Männchen zum Einsatz, denn mit diesen halten sie während der Paarung das Weibchen fest.
In dieser Form können die Käfer bis zu drei Tage verharren. In dieser Zeit paaren sie sich immer wieder und nehmen zwischendurch Nahrung
vom Saftmal auf. Das über dem Weibchen sitzende Männchen dient dabei als Schutz vor Fressfeinden. Zwar können die Männchen mit ihren Kiefern
Räuber vertreiben, jedoch werden sie in der Rauschphase unachtsam. In diesen Fällen wird meist das Männchen als erstes gefressen.
Die Weibchen lassen sich fallen und überleben in der Regel. Auf diese Art und Weise verändert sich das Geschlechterverhältnis von
anfänglich 1:3-4 (Weibchen: Männchen) innerhalb von nur drei Wochen auf ein Verhältnis von 1:1,5, zum Ende der Imaginalzeit sogar auf 1:0,5-0,7.
Die Mortalität der Männchen durch Fressfeinde ist also vielfach höher als die der Weibchen. Weitere Verluste an Männchen sind zu verzeichnen,
wenn die Eichensäfte beginnen zu gären. Dann verlieren die Männchen aufgrund des Alkohols ihre Reaktionsfähigkeit und fallen Fressfeinden
entsprechend öfter zum Opfer.
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Als Prädatoren der Käfer konnten diverse Vogelarten beobachtet werden. Dazu gehören Spechte (Picidae), Eichelhäher (Garrulus glandarius)
und Eulen (Strigidae), aber auch Turmfalken (Falco tinnunculus) und Krähen (Corvus) und einige weitere Arten. Dabei ist zumindest von Krähe
und Eichelhäher bekannt, dass diese Kopf, Halsschild und Flügeldecken abtrennen, bevor die Käfer gefressen werden. Die Überreste kann man
in starken Hirschkäferpopulationen zahlreich zur Aktivitätszeit am Boden finden. Wildschweine (Sus scrofa) und Dachse (Meles meles) stellen
den Puppen und Käfern vor allem in der Puppenwiege nach. Zerwühlter Boden um tote Eichen herum ist überdeutliches Zeichen der Wildschweinaktivität.
Auch Igel (Erinaceus europaeus), Fuchs (Vulpes vulpes), Waldspitzmaus und Maulwurf (Talpa europaea) erbeuten Käfer und Puppen. Die natürliche
Mortalität ist hoch. So wurde von TOCHTERMANN ermittelt, dass von 150 Weibchen pro km2 nur etwa 100 zur Eiablage mit 12 bis 14,
also insgesamt 1.200 bis 1.400 Eiern kommen. Von diesen wiederum erreichen nur etwa 600 Larven das Imaginalstadium. Geht man von einem
Verhältnis von 1:4 aus, hieße das, dass die Anzahl der Weibchen mit 150 Exemplaren konstant bleibt, natürlich mit saisonalen Schwankungen.
Nach beendeter Paarung entfernen sich die Weibchen vom Saftmal und begeben sich zu den Brutbäumen. Da die Suche nach Brutsubstrat
für die Weibchen sehr Kraft zehrend ist, wird meist der Baum aufgesucht, der die eigene Geburtsstätte war. Brutholz, das mehr als 2.000 m
vom Saftmal entfernt ist, wird daher kaum genommen.
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Hat das Weibchen die Brutstätte erreicht, gräbt es sich ca. 30 bis 50 cm, maximal 100 cm tief in den Boden ein und legt seine Eier,
maximal 12 bis 14 Stück, an die Wurzeln ab. Danach begibt sich das Weibchen wieder zum Saftmal. Das ca. 8 Wochen dauernde Leben der
Weibchen ist durch diesen Zyklus aus Nahrungsaufnahme, Paarung, Brutholzsuche und Eiablage geprägt. Dabei wenden die Weibchen für die
Substratsuche etwa 70% ihrer Lebenszeit auf. Etwa 50% der Weibchen schaffen eine zweite Eiablage, nur 5% gar eine dritte. Lediglich in
Gefangenschaft konnte eine vierte Eiablage beobachtet werden. Als maximale Menge konnten nur 28 Eier ermittelt werden. Früher angenommene
Zahlen von 50 bis 100 Eier pro Weibchen sollen schon allein anatomisch nicht möglich sein. Dabei ist allerdings zu beachten, dass
Zuchterfahrungen mit Arten anderer Familien, z.B. manchen Buprestiden, darauf hinweisen, dass die Nahrungsaufnahme der weiblichen Imago
unter anderem auch dazu dienen kann, immer neue Eier zu produzieren (ZÁBRANSKÝ, P., persönliche Mitteilung, 2007).
Oft genug kommt es aber gar nicht zur Eiablage,
da die Weibchen kein geeignetes Brutmaterial finden, sich immer wieder eingraben, unverrichteter Dinge wieder hervorkommen, weiter suchen,
sich erneut eingraben, bis sie schließlich mit den Eiern im Abdomen an Entkräftung und Legenot sterben und die Eier verschimmeln.
Kurz nach der Ablage misst das Ei etwa 2 mm im Durchmesser. Innerhalb von 20 Tagen schwillt das abgelegte Ei auf Erbsengröße an. Die Larve
ernährt sich von feuchtem, morschem Holz. Dabei benötigt eine L3-Larve eine Menge von 250 cm3 Nahrungssubstrat pro Monat
(TOCHTERMANN, 1997). Die gesamte Entwicklungsdauer
wird unterschiedlich angegeben, dürfte aber in Deutschland fünf, maximal sechs Jahre, selten dauert sie länger und kann dann bis zu acht Jahre
betragen. In dieser Zeit erreicht die Larve eine Größe von über 10 cm. Zur Verpuppung verlässt die Larve das Holz und gräbt sich im Boden ein.
Der Käfer schlüpft bereits im Oktober, verbleibt aber im Kokon, da der Chitinpanzer erst einmal aushärten muss. Danach geht es direkt in die
Überwinterung, für die der Käfer ebenfalls im Puppenkokon verbleibt.
Im folgenden Sommer kriechen die neuen Käfer an die Oberfläche und der Zyklus schließt sich.
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3. Bestandseinbußen und Gründe |
Bis zu diesem Punkt sind keinerlei Erkenntnisse zu gewinnen, womit die massiven Bestandseinbußen beim Hirschkäfer begründet werden könnten.
Diese sind aber inzwischen bekannt und liegen in einer Kombination aus Lebensweise der Larve und einer Eigenschaft der Eichen begründet.
Die Hirschkäferlarve benötigt für ihre Entwicklung das Holz geeigneter Brutbäume, vor allem von Eiche. Überlebensnotwendig hierbei ist, dass die Lignine des Holzes zuvor
von Eichenrot- und Weißfäule erzeugenden Pilzen der Arten Deadalea quercina, Fomitopsis pinicola, Phellinus robustus oder Fistulina hepatica
enzymatisch in immer einfachere Verbindungen gespalten werden. Bis zu 5 cm Holztiefe schaffen die Pilze pro Jahr eine Menge, die für die
Entwicklung der Hirschkäferlarve ausreichend, aber auch entscheidend ist. Die Pilzarten kommen in jedem Wald in mehr als ausreichendem Maße vor.
Die Grundlagen für die Existenz der Hirschkäfer sind überall geschaffen.
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Eichen besitzen aber Gerbsäuren, die aus mindestens 18 verschiedenen Säuren zusammengesetzt sind. Während der Vegetationsperiode verteilen
sich die Gerbsäuren mehr oder weniger gleichmäßig über den Baum. Im Herbst werden diese aber im Wurzeldepot konzentriert. Diese so im Wurzeldepot
konzentrierten Gerbsäuren verhindern nach der Winterfällung das Wachstum der Rot- und Weißfäulepilze. Zwar sind diese vorhanden, sie wachsen auch,
aber sie schaffen in diesen konservierten Stümpfen nur etwa bis zu 0,5 cm Holztiefe die Lignine zu spalten. Eine Menge, die gerade mal 10% der
üblichen Menge entspricht und in keiner Weise ausreicht, um Hirschkäferlarven zu ernähren.
Hieraus ist also der Schluss zu ziehen, dass zwar jede Menge Eichenstümpfe in deutschen Wäldern vorhanden, diese aber durch die Tatsache,
dass die in ihnen enthaltenen Gerbsäuren sie konservieren, meist überhaupt nicht geeignet sind als Larvenwiegen für den Hirschkäfer.
Solche Stümpfe sind eher Grund dafür, dass Weibchen an Legenot sterben und ihre befruchteten Eier einfach verschimmeln. Die niederschmetternde
Erkenntnis ist, dass über 99% der Stümpfe in deutschen Wäldern als Hirschkäferwiege ungeeignet sind.
Warum ändern wir dann nicht unsere Bewirtschaftungsweise der Wälder und wechseln von der Winter- zur Sommerfällung? Die Winterfällung ist
ein Zugeständnis an die Natur. Im Frühling und Sommer brüten überall Vögel in den Bäumen. In früherer Zeit sind im Frühling und Sommer mit
den gefällten Bäumen auch immer wieder Vogelnester und deren Inhalt vernichtet worden. Teilweise in so starkem Maße, das einzelne Arten
deutliche Bestandseinbußen zu verzeichnen hatten. Ein Wechsel zur Sommerfällung würde also die Hirschkäferbestände vermutlich schnell wieder
wachsen lassen, hätte aber zur Folge, dass unsere Wälder sehr still werden, weil das Vogelgezwitscher fehlen würde.
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4. Hilfe für den Hirschkäfer |
Was kann man also tun, um die Art zu erhalten und sicher zu stellen, dass die Bestände einerseits wieder stärker werden, andererseits
sich die Art wieder weiter ausbreitet? So genannte Hirschkäferwiegen sollen hier Abhilfe schaffen. Dabei ist es wichtig, dass man diese
Wiegen den Ansprüchen der Art gerecht anlegt.
Lucanus cervus benötigt faules Eichenholz mit entsprechenden Pilzen, welches mindestens 30 bis 50 cm tief eingegraben sein muss.
Oberirdisches ist nur Nachschub für verbrauchtes unterirdisches Material. Das Holz muss ausreichend "stark" sein und sollte einen
Mindestdurchmesser von etwa 30 cm aufweisen. Diese Eckdaten berücksichtigend kann man Hirschkäferwiegen anlegen. Eine solche Hirschkäferwiege
muss dann, den örtlichen Gegebenheiten entsprechend, vor Fressfeinden geschützt werden. Wildschweine würden solche Wiegen gezielt nach Larven
und Puppen durchwühlen, vor allem, da sie recht intelligent sind und schnell wissen, was sich in den Käferwiegen verbirgt und sich auch merken,
wo diese sind, um sie wiederholt aufzusuchen und zu durchwühlen. Damit würden diese Wiegen vernichtet und die verschiedenen Entwicklungsstadien
entsprechend gefressen. Auch Dachse würden nach Larven, Puppen und Imagines graben, dabei vielleicht nicht so verheerende Schäden anrichten,
wie Wildschweine, aber doch einen nicht unbedeutenden Teil der Larven, Puppen und Käfer erbeuten und fressen.
Diese Schäden kann man vermeiden, indem man sich für eines der verschiedenen Modelle einer Hirschkäferwiege entscheidet,
wie TOCHTERMANN sie beschreibt:
- Man nutzt vorhandene Strukturen, also natürlich angefaulte Eichenstümpfe, die man mit Anhäufungen von Eichenspänen bedeckt. Die Anhäufung sollte etwa 40 cm hoch sein. In der Breite kann die Anhäufung bis zu 4m auslaufend sein.
- Man legt angefaulte Eichenstammteile von mindestens 30 cm Durchmesser in einer wenigstens 30 cm tief angelegten Grube in Form einer Pyramide aus. die Zwischenräume sollten mit Eichenspänen gefüllt, die "Pyramide" anschließend mit Erde abgedeckt werden. Es ist dabei darauf zu achten, dass die Erde wasserdurchlässig ist, damit keine Staunässe entsteht.
- Man legt faule Eichenstämme von wenigstens 30 cm Durchmesser (je dicker, desto besser) aus, die zur Hälfte im Boden vergraben werden.
- Man legt Rollen oder Scheiben angefaulten Eichenholzes als Bodenpflaster aus. Die Gesamtfläche sollte etwa 10m² betragen.
Man muss dabei beachten, dass die Anlage solcher Hirschkäfermeiler nur dann Sinn macht, wenn die Strukturen, die der Hirschkäfer benötigt,
also Eichenwälder mit wenigstens 5 ha Größe und Bäumen im Alter von 150 bis 250 Jahren vorhanden sind. Auch macht es keinen Sinn,
wenn nicht im Umkreis von maximal 2.000 m um die Hirschkäferwiege herum Hirschkäfer vorhanden sind. Hirschkäfer können zwar deutlich
größere Strecken fliegend zurücklegen, meist ist das aber nur der Fall, wenn sie durch Wind verdriftet werden. Ein Hirschkäfer macht
noch lange keine Population. Wichtig sind auch ausreichend Bäume mit lang anhaltendem Saftfluss im gleichen Umkreis um den Meiler.
Die langfristig günstigste Alternative wäre eine natürlichere Nutzung unserer Wälder, was bedeuten würde, dass man sich von der Methode
des Kahlschlags entfernt und pro Hektar Wald eine gewisse Anzahl Bäume auswählt, die dem natürlichen Prozess des Werdens und Vergehens
überlassen würden.
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5. Kurioses am Rande |
Äußerst selten kommt es zur Bildung von so genannten Halbseitenzwittern (Sagittal-gynander). Dabei ist eine der Kieferzangen groß ausgebildet
wie das bei Männchen der Fall ist, die andere aber nur klein, wie bei den Weibchen. In der Regel sind diese Halbseitenzwitter links männlich,
rechts weiblich, nur äußerst selten genau umgekehrt. Oft handelt es sich aber nur um einen falschen Zwitter, da die Geschlechtsorgane vollständig
einem Geschlecht zugeordnet werden können.
Eine derart auffällige Art wie der Hirschkäfer, hat natürlich auch eine ganze Anzahl volkstümlicher Namen. So wird er als Hornschröter,
Feuerschröter oder Köhler bezeichnet. Im englischen Sprachraum heißt er Stag beetle, bzw. wird auch die gesamte Familie so bezeichnet.
Dabei haben die volkstümlichen Namen zum Teil interessante Entstehungsgeschichten. So resultiert der Name "Feuerschröter" daher, dass die
Zangen der Männchen innen hohl sind. Wenn ein Männchen dicht über ein Lagerfeuer fliegt, leuchten die Zangen im Lichtschein des Feuers
hell auf. Die Menschen früher glaubten, dass der Käfer ein Stück glühende Kohle genommen hat, um anderswo ein Haus in Brand zu setzen.
Literatur:
- BINOT, M. et al. (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands
- FREUDE, H., HARDE, K. W., LOHSE, G. A. (1969): Die Käfer Mitteleuropas, Band 8
- BRECHTEL, F. & H. KOSTENBADER (2002): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs, S.571-586
- KÖHLER, F. & B. KLAUSNITZER (1998): Verzeichnis der Käfer Deutschlands - Entomofauna Germanica, Dresden
- TOCHTERMANN, E. (1992): Das "Spessartmodell" heute, Neue biologische Fakten und Problematik der Hirschkäferförderung. - Allgemeine Forstzeitschrift, 47. Jahrgang, 6, S. 308-311
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